„Das macht Spaß mit den alten Leuten“
Pflegenetzwerk Katharina veranstaltete erstmals eine Ausbildungsbörse
Informationen und Unterhaltung – mit dieser Mischung punktete die erste Ausbildungsbörse des Pflegenetzwerks Katharina im TiG. „Guter Plan – Deine Ausbildung mit Zukunft“, lautete der Titel der Veranstaltung rund um Berufe in der Altenpflege.
Michelle Czaja besucht die 10. Klasse einer Gesamtschule, im nächsten Jahr macht sie ihren Abschluss. Und dann? „Ich interessiere mich für die Altenpflege“, erzählt die 17-Jährige. Ein Praktikum in einem Altenheim hat sie bereits absolviert. „Das hat Spaß gemacht mit den alten Leuten“, sagt Michelle, die mit ihrer Tante Malwina Heymanns zur Ausbildungsbörse gekommen ist.
Gerade haben die beiden versucht, einen Stern nachzuzeichnen, während sie in einen Spiegel schauten. Anstrengend bis aussichtslos ist das. „So fühlen sich demenziell veränderte Menschen, bei denen die Augen-Hand-Koordination nicht mehr funktioniert“, erläutert Gabriele Drücker vom Caritasverband, die das kleine Experiment im Rahmen eines „Berufs-Parcours“ vorstellt. An anderen Ständen können die Besucher ein Pflegepuzzle zusammensetzen oder typische Handgriffe während der Pflege in die richtige Reihenfolge bringen.
Mit der erstmals veranstalteten Ausbildungsbörse warben die fünf katholischen Träger von Altenhilfeeinrichtungen in der Region Mönchengladbach um Nachwuchs. „Bis 2030 fehlen bundesweit bis zu 200.000 Pflegekräfte, wenn nicht gegengesteuert wird“, erläutert Frank Polixa, Geschäftsführer des Caritasverbandes Region Mönchengladbach. „Die fünf Partner im Pflegenetzwerk Katharina zahlen gute Gehälter und bieten attraktive Zusatzleistungen“, fügt er hinzu. Im nächsten Jahr stellen sie über 50 Ausbildungsplätze zur Verfügung – übrigens auch für Köche, Kaufleute und Fachkräfte in der Hauswirtschaft. Derzeit erlernen 84 Auszubildende in den Einrichtungen der Katharina-Mitglieder ihren Beruf.
Einer von ihnen ist der angehende Altenpfleger Kai Böcken (19) vom Altenheim Haus Maria Frieden in Jüchen. Zuvor hat er dort ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht. Dafür interessiert sich auch Niklas Schüller. „Ich möchte für ein FSJ gerne in ein Altenheim gehen, weil ich so ein Gespür dafür bekomme, wie man mit den zum Teil demenziell veränderten Menschen umgehen kann. Das ist ja nicht so, als wenn man sich mit dem besten Freund unterhält“, sagt der 17-Jährige. Kai Böcken bestärkt ihn: „Ein FSJ ist echt ´ne tolle Sache. Ich hab’ viel gelernt in der Zeit.“
Das gilt auch für Ronja Ueberscher, die ein zweiwöchiges Praktikum im Altenheim St. Antonius in Wickrath gemacht hat. „Das hat mich sehr angesprochen“, sagt die 17-Jährige. Sie denkt nun darüber nach, nach dem Abitur Soziale Arbeit zu studieren und im Sozialen Dienst eines Altenheims zu arbeiten. Dass die Altenpflege nicht nur für junge Menschen ein attraktiver Beruf ist, beweist Anke Brühl: Die 50-Jährige kommt aus dem kaufmännischen Bereich und überlegt, „etwas komplett Neues zu machen“. Die Ausbildung zur Altenpflegerin ist eine Option. „In unserer Kultur werden viele Menschen beim Sterben allein gelassen“, sagte sie während der Ausbildungsbörse, die mit Musik der Band Laboum und einer Autogrammstunde von Borussen-Profi Josip Drmic ausklang.